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2.500 Fuß über mir

Aktuell ist 2.500 Fuß über mir ein klarer Himmel und ein klein bisschen Wind. Vor etwa einer Stunde noch war 2.500 Fuß über mir eine Comco Ikarus C42, dazu Fluglehrer und Flugschüler. Letzterer war ich.

Heute also war meine erste Praxis-Flugerfahrung im Rahmen meiner Ausbildung. Ja, ich bin schon mal geflogen, irgendwann Anfang Juli. Aber das war eine gänzlich andere Erfahrung. Da saß ich auf der rechten Seite. Da war ich noch Gast, ein UL-Interessent vielleicht, aber noch längst kein Flugschüler. Heute galt es einen Großeil der Arbeit selbst zu übernehmen. Wortwörtlich das Ruder in die Hand zu nehmen und gezielt einen Kurs abfliegen.
Der Kurs heute: Von EDBM Magdeburg nach EDBG Burg nach EDUZ Zerbst nach EDBM Magdeburg. Den Kurs hatte ich vorher bereits zwei mal durchgerechnet. In der ersten Stunde Navigation und auch nochmals am Vortag Zuhause, mit einem aktuellerer (und realistischerer) Windeinfall und Windgeschwindigkeit.
Heute, am Flugplatz angekommen, stand der Wind natürlich komplett anders, als am Vortag noch angenommen. Glücklicherweise betrug die Abweichung genau 180° und - ebenfalls zu meinem Glück - war die Windgeschwindigkeit mit 9 Knoten genau wie angenommen. Den neuen zu berücksichtigenden Vorhaltewinkel auf Grund der Windeinwirkung galt es also lediglich mit -1 zu multiplizieren und alles hat gepasst. Kurze Kontrolle durch das elektronische Werkzeug des Fluglehrers: Alles passt, dann auf zur Maschine.
An der Maschine durfte ich dann sofort die wichtigste Maßnahme der Fliegerei überhaupt treffen: Die Vorflugkontrolle. Dieses Verfahren wird vor jedem Flug durchgeführt und sichert, dass die Maschine in einem tadellosen Zustand geflogen wird. Diese Vorflugkontrolle wird wohl zum elementarem Bestandteil eines jeden Fluges werden und soll deshalb routiniert und bei voller Konzentration ablaufen. Erst der Außencheck. Propeller, Ölstand, MoGas, Gesamtzustand des Fahrwerkes, dann einseigen, anschnallen, Türen verschließen, Parkbremse anziehen und feststellen, Rettungssystem entsichern, Gashebel auf Standgas stellen, Hauptschalter drehen, Hilfspumpe und Pumpe einschalten, Magneten einschalten, Choke ziehen und zünden. Gas ruhig halten. Magnettest durchführen, Bremse lösen, sich beim Tower melden und zum Rollhalt fahren.
Währenddessen läuft der Motor warm auf 50°C Landeklappen auf Startstellung einstellen und Vollgas geben. Die Maschine gerade halten und auf geht es in die Luft. Bei 500 Fuß nimmt man langsam das Gas runter, steigt aber weiter auf mindestens 1000 Fuß, nimmt Kurs auf, meldet sich beim Tower ab und auf gehts in das Vergnügen der Fliegerei!
Die einzelnen Strecken liefen solide, Wegpunkte gibt es in Richtung Burg genügend. Schwieriger war es, dort dann den Flugplatz zu finden. Grüne Piste auf grünem Feld umgeben von grün. Nach einiger Zeit und einem gutmütigem Hinweis des Fluglehrers, konnte ich sie nicht mehr übersehen. Eine Runde um den Platz und auf geht es weiter nach Zerbst. Die Strecke war dann schon weitaus weniger von Sichtpunkten besiedelt als die erste. Zudem war die Sicht heute auf etwas weniger als 10km begrenzt. Wir flogen nach Kompasskurs und erst nach vier Minuten baute sich dann endlich der Windpark vor uns im Nebel als kleine blaue Streifen auf. Der Kurs stimmte also. Erleichterung. Vier Minuten sind manchmal länger, als man denk - besonders dann, wenn man in einer kleinen Kiste hinter einem Propeller irgendwo 2000 Fuß über dem Boden fliegt ohne wirklich zu wissen, ob man gerade den richtigen Kurs hat. So jedenfalls, habe ich es empfunden.
Die Landebahn von EDUZ ließ sich weitaus schneller und unproblematischer erkennen. Eine schön betoniert Start und Landebahn inmitten einer riesigen Photovolltage-Anlage, zudem noch markiert durch zwei kleine Windrädchen. Auch den Platz haben wir umkreist und nahmen dann direkt wieder Kurs auf, zurück nach Hause. Südlich des Flugplatzes Magdeburg City steht ein gut sichtbarer, befestigter Sendemast, dieser diente die gesamte Strecke über als Orientierung, bei gutem Rückenwind von nunmehr 12 Knoten ging es auch recht fix nach Magdeburg, rechts am Turm vorbei, in die Platzrunde für die Piste 09. Anmelden beim Tower, auf Höhe 1.000 Fuß in die Platzrunde eingeflogen, Gegenanflug, Qeranflug, Endanflug, ausschweben über der Bahn im Bodeneffekt und solide landen. Ein schöner Flug, wenn auch nicht minder anspruchsvoll. Auf vieles galt es zu achten, eine Menge noch gibt es zu lernen. Dessen bin ich mir bewusst. Und dennoch: Es hat die Lust in mir geweckt, nie wieder damit aufhören zu wollen. Schon jetzt brüht die Freude in mir auf den nächsten Flug, wohin auch immer es mich tragen wird.

Nachdem ich meinen Flug innerhalb von rund 50 Minuten solide abgesetzt habe, war mein Vater dran, seinen Gutschein einzulösen und auch eine Runde zu fliegen. Die Wetterbedingungen verschlechterten sich leider schon merklich während meines Fluges. Mein Vater also hatte wohl eine eher neblige Aussicht. Dennoch stand ihm die Begeisterung auch nach dem Flug noch wie ins Gesicht geschrieben. Ein gutes Zeichen, ein Grund für mich als Sohn stolz zu sein. Ich werde mich nun auf die nächste Theorieeinheit Meteorologe  vorbereiten und mit dem Schulbusch schon etwas Vorarbeit leisten.

Bis dahin einen guten Flug all jenen, die Bereits Piloten sind!
Schmuel

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